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Zahnarzt und Gesundheit
Über die Entwicklung der
biologischen Grundlagen und Aufgaben des zahnärztlichen Berufes in den
nächsten Jahrzehnten
von Dr. Johann Georg Schnitzer
Vortrag, gehalten
vor dem Bundesvorstand und den Delegierten der
Landesverbände des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte
am 19. Juli 1964 in Offenbach/Main
Früher: Keine Existenzgrundlage für Zahnärzte
Noch im Mittelalter wäre die
Entwicklung eines zahnärztlichen Berufsstandes im heutigen Umfange unmöglich
gewesen - weil die Krankheiten des Kauorgans, deren Behandlung die derzeitige
Existenzgrundlage bildet, zu einem nur geringen Prozentsatz in der
Bevölkerung verbreitet waren.
RAINER ZUHRT (1) berichtet von der
stomatologischen Untersuchung der über 200 Skelettfunde auf dem Friedhof von
Reckahn, die aus dem 12. bis 14. Jahrhundert stammen, dass insgesamt 49
kariöse Zähne einer Gesamtzahl von 1675 gesunden Zähnen gegenübersteht.
Das entspricht einem Kariesbefall von 2,9 %. Dabei hatten die bis zu
20-Jährigen 0,8 % kariöser Zähne, die bis zu 30-Jährigen 1,9 %, und erst
bei den über 50-Jährigen stieg der Anteil kariöser Zähne an der Gesamtzahl
der Zähne auf 8,9 %.
Dieser aus heutiger Sicht überaus
geringe Kariesbefall verteilte sich auf etwa die Hälfte der gefundenen
Individuen, während die andere Hälfte völlig kariesfrei war. Um
den Befund noch zu verdeutlichen: An Schneide- und Eckzähnen wurde in keinem
einzigen Fall eine Karies gefunden.
Besonders krass ist der
Unterschied zum heutigen Befund an den Milchgebissen: An insgesamt 48 Kiefern
bzw. Bruchstücken von Kindern im Alter von 2 - 10 Jahren waren nur 4
kariesbefallen - mit nur insgesamt 5 kariösen Milchzähnen und 2 kariösen
bleibenden Zähnen.
Gebissverfall macht den Zahnarzt erst
möglich
Dem gegenüber (2) sind heute (1964)
bereits die 3-6-Jährigen zu 97 % von Karies befallen, wobei auf jedes dieser
Kinder 12,9 von Karies geschädigte Zahnflächen kommen, und die
6-10-Jährigen sind zu 98 % befallen, mit 21,7 kariesgeschädigten
Zahnflächen pro Kind.
Gerade die Vorverlagerung des
Gebissverfalls in das früheste Kindesalter, verbunden mit einem steilen
prozentualen Anstieg, zeigt den enormen Verfall des Kauorgans.
Den heutigen Zustand der
Erwachsenengebisse demonstriert am besten ein Bericht in der Fachzeitschrift
der Zahntechniker (3) über die "Dynamische Entwicklung des
Zahntechnikerhandwerks": In Nordrhein-Westfalen betrug die Zunahme der
zahntechnischen Laboratorien in einem Jahr 15 % auf jetzt über 580 Betriebe
mit mehr als 2000 Beschäftigten. In Niedersachsen nahmen die zahntechnischen
Laboratorien in 7 Jahren um 45 % zu auf heute 277 Betriebe mit 1363
Beschäftigten. Die Dental-Laboratorien in Rheinland-Pfalz machten 1963 einen
Jahresumsatz von 8,2 Millionen DM.
Man kann schätzen, dass allein in
diesen Bundesländern täglich mehrere tausend Prothesen, Brücken, Kronen,
Gussfüllungen usw. hergestellt und von Zahnärzten eingegliedert werden.
Dieser Verfall der Gesundheit des
Kauorgans fand in den letzten hundert Jahren statt und bildet die biologische
- oder besser gesagt pathologische (krankhafte) - Grundlage für die
Entwicklung des zahnärztlichen Berufsstandes auf heute z.B. in der
Bundesrepublik Deutschland etwa 30 000 Zahnärzte. Parallel dazu nahm der
Ärztestand auf etwa 100 000 Ärzte zu. (Zur weiteren "Entwicklung"
siehe: "Ist
Kranksein Bürgerpflicht? Da rette sich, wer kann!").
Die Frage allerdings, ob es diesem
Berufsstand der Zahnärzte bis heute gelungen ist, den Verfall der Gebisse
wieder rückläufig zu gestalten oder auch nur sein weiteres Ansteigen zu
verhindern, muss verneint werden. Der Gebissverfall steigt weiter an.
Der Schweizer Kariesforscher, Arzt
und Zahnarzt ADOLF ROOS (4) spricht von einem Skandal im Hinblick auf die
Tatsache, dass in Schweden schon Kleinkindern bis zum Durchbruch der
bleibenden Zähne Prothesen eingesetzt werden müssen, weil die Milchzähne
kariös zerfallen sind.
Die heutige Bevölkerung wäre
ohne die zahnärztliche Linderung der Kariesfolgen in großem Umfang von
Zahnschmerzen verfolgt, zu unästhetischem Aussehen und zum Verhungern wegen
Verlustes der Kaufähigkeit verurteilt. Man stelle sich einmal das
erschreckende Aussehen der zivilisierten Bevölkerung ohne die Hilfsmaßnahmen
der zahnärztlichen konservierenden, chirurgischen, kieferorthopädischen und
prothetischen Behandlungen vor.
Ethik und Moral im Abseits?
Da dieser pathologische
(krankhafte) Zustand des Kauorgans bei nahezu 100 % unserer Bevölkerung nun
einmal - nolens volens - die biologisch-pathologische Grundlage für die
Existenz des zahnärztlichen Berufsstandes in seinem heutigen Umfange und
Tätigkeitsbereich bildet, müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, ob
dies immer so bleiben wird und vor allem so bleiben darf. Denn es gibt
gewichtige Gründe dagegen:
Nach den Grundsätzen des
Hippokratischen Eides und dem Inhalt des § 1 der Zahnärztlichen
Berufsordnung sind wir als Zahnärzte zum Dienst an der Gesundheit des
Einzelnen und der Allgemeinheit berufen. Auch schon aus unserem ärztlichen
Gewissen heraus sind wir verpflichtet, nicht nur die Symptome - kariöse
Zähne, Zahnlücken, zahnlose Kiefer, Kiefermissbildungen - zu behandeln,
sondern nach den Ursachen dieser Erkrankungen zu forschen und sie zu
beseitigen, auch dann, wenn mit der pathologischen auch die wirtschaftliche
Existenzgrundlage des Berufsstandes eingeengt werden sollte. Gerade
hierin liegt die Besonderheit des (zahn)ärztlichen Berufes, und deshalb
durften im Mittelalter die Ärzte (Zahnärzte gab's noch nicht) beim
Vaterunser in der Kirche den Satz "und gib uns unser täglich' Brot"
nicht mitbeten.
Der Hygieniker WERNER KOLLATH hat
in seinem neuen Buch "Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft"
(5) die Aufgaben des Arztes in dem schönen lateinischen Vers zusammengefasst:
Primum est medici cavere, secundum
sanare,
tertium officium est nil nocere vitae.
(Erste Pflicht des Arztes ist zu verhüten, zweite
zu heilen, dritte dem Leben nicht zu schaden).
Beschäftigen wir uns deshalb mit
der Entwicklung und dem heutigen Stande der Forschungen über die Ursachen der
Gebissdegeneration und die Möglichkeiten zu ihrer Verhütung.
Forschung nach den Ursachen des
Gebissverfalls
Der Anstieg des Gebissverfalls
Anfang des 19. Jahrhunderts fällt mit dem Beginn der Industrialisierung
zusammen. Gleichzeitig bleibt er beschränkt auf jene Bevölkerungsgruppen,
die mit dieser Industrialisierung direkt oder durch Handelsverbindungen
Kontakt haben.
KLUSSMANN machte diese Beobachtung
1938 zur Grundlage seiner "Zivilisationsdystrophie", und sieht im
Verfall der Zahngesundheit das Symptom eines allgemeinen kulturellen
Niederganges, wobei er sich auf die von O. SEEK in dem Buch "Die
Geschichte des Unterganges der antiken Völker" (6) geschilderten
Beobachtungen stützt.
Um indessen zu brauchbaren
Ergebnissen zu kommen, müssen aus dem Komplex "Zivilisation", mit
dem der Anstieg des Gebissverfalls auch nach den Ergebnissen von PRICE und
ROOS zusammenhängt, die konkreten Ursachen herausgeschält werden.
Bereits im Jahre 1912 wies der
Kollege KUNERT, Breslau, in seiner 80-seitigen Broschüre "Unsere heutige
falsche Ernährung als Ursache des Rückganges unserer Volkskraft" (7),
die in mindestens 100 000 Exemplaren veröffentlicht wurde, auf die direkte
Abhängigkeit des Gebissverfalls von der industriellen Entwertung der
natürlichen Nahrungsmittel hin, wobei er bereits die Hauptursachen in der
müllereitechnischen Zerstörung des vollen Getreidekorns und im zunehmenden
Genuss von Feinmehlprodukten und Industriezucker richtig erkannt hat.
Im Jahre 1914 veröffentlichte der
Wiener Zahnarzt HRADSKY (8) seine Darstellung der Zahnkaries als eine
chronische Mangelkrankheit in der Form, dass es "zu einem negativen
Stoffwechsel" komme, demzufolge "der Organismus eine innere
Aufzehrung erleidet". Diese verteile sich nicht gleichmäßig auf alle
Gewebe, sondern "unter ihnen findet eine Art 'Kampf ums Dasein' statt,
durch welche einzelne Gewebe sich aufbrauchen zugunsten anderer, die gleichsam
als Parasiten ihr Leben fortsetzen und sich sogar vermehren können ... Diese
physiologische Erkenntnis bestätigt sich auch an den Zähnen, denn ... die
Zähne unterliegen im Kampf am ehesten, wo der Organismus noch keine
Zerfallserscheinungen aufweist." (9).
1925 kommt mein Vater OTTO
SCHNITZER (10) in seiner Dissertation "Ein Beitrag zur Ergründung der
Ursachen der Zahnkaries" anhand eingehender Untersuchungen zu dem
Ergebnis, dass nicht der Kalkgehalt des Wassers, wie RÖSE seinerzeit
angenommen hatte, sondern der Verzehr feiner Back- und Schleckwaren aus Weißmehl und Fabrikzucker und das Fehlen von Vollkornbrot die Hauptursachen
des Gebissverfalls sind.
1929 schließt ADOLF ROOS (11)
seine Schrift "Unsere Brotversorgung, Rückblicke und Ausblicke" mit
der Feststellung: "Das Kariesproblem ist ein Ernährungsproblem!" -
und fordert als ersten Schritt einer wirksamen Prophylaxe (Vorbeugung,
Verhütung) Vollkornbrot. ROOS führt in dieser Broschüre u.a. aus, dass
"die Zahnheilkunde das Endziel, die Erhaltung der Zähne, nicht erreicht.
Unsere Arbeit ist also Sisyphusarbeit. ... Da der bis jetzt beschrittene Weg
der endlosen Reparatur sich als falsch erweist, soll er nicht weiter begangen
werden. Die Zukunft wird lehren, wer Recht behält ... Die Grundursachen der
Karies sind bei der werdenden Mutter und beim Kleinkinde, nicht beim
Schulkinde zu suchen ... Was Sie in der Schulzahnklinik reparieren, geschieht
an einem bereits minderwertigen Material, Ihre Arbeit kommt bereits zu spät
... Eine richtig geleitete Ernährung der werdenden Mutter und des Kleinkindes
mit einer unverfälschten Nahrung wird einen viel stärkeren therapeutischen
Faktor bilden im Kampfe gegen die Zahnkaries, als unsere gesamten heutigen
Anstrengungen. Nur dieser Weg führt zum Ziele." Dass ROOS heute, nach 35
Jahren, Recht behalten hat, kann angesichts des derzeitigen jammervollen
Gebisszustandes der Bevölkerung nicht mehr bestritten werden.
ROOS hat in über 30-jähriger
Arbeit nachgewiesen, wie in dem Hochtal der Goms durch den Bau der Furkabahn
und damit dem Einzug verfeinerter Kost, insbesondere von Feinmehl- und
Zuckerwaren anstatt des vorher üblichen Vollkornbrotes, welches aufgegeben
wurde, bei der vorher nahezu völlig zahngesunden Bevölkerung der
Gebissverfall seinen Einzug gehalten hat. Die Rekruten aus dem Gomstal,
früher berühmt für ihre schönen und gesunden Gebisse, haben heute ein
ebenso degeneriertes Kauorgan wie die Rekruten aus der übrigen Schweiz. Die Untersuchungen von ROOS (12) sind in dem Buch
"Kulturzerfall und Zahnverderbnis" niedergelegt, welches 1962 im
Medizinischen Verlag Hans Huber, Bern und Stuttgart, erschienen ist.
12 Jahre lang, von 1924 bis 1936,
hat der amerikanische Kollege WESTON A. PRICE die ganze Welt bereist auf der
Suche nach den Ursachen gesunder Zähne - und fand sie bei den von der
Zivilisation unberührten Völkern, von den Eskimos und Indianern des hohen
Nordens über die Bewohner der Hebriden bis zu den Einwohnern Zentralafrikas
und den Aborigines Australiens. PRICE stellte fest, dass die Gesundheit des
Kauorgans ausschließlich von der Ernährungsweise abhängt und gesichert war,
so lange die Naturprodukte roh und unverändert genossen wurden, gleich, ob es
sich um Fleischnahrung oder um pflanzliche Nahrung handelte.
So bald aber durch
Verkehrsverbindungen, die Nähe von Häfen und den Einzug der Zivilisation
eine Ernährung mit Weißmehlprodukten, Industriezucker, erhitzter Nahrung und
Konserven eingeführt wurde, begann der Gebissverfall. Der Schnitt ging
teilweise mitten durch die Familien: Der Eine arbeitet im Hafen, bekommt dort
die bei uns übliche Kost und hat ein zerstörtes Gebiss; sein Bruder ernährt
sich herkömmlich, dessen Gebiss ist völlig ohne Karies.
PRICE konnte weiter feststellen,
dass bei den Kindern bereits "zivilisationsernährter" Eltern die
bei uns so verbreiteten Zahnfehlstellungen und Kiefermissbildungen auftraten.
Hatten sich die Eltern zur Zeit der Geburt der Kinder noch herkömmlich
ernährt, war die Zahnstellung normal; es kam dann lediglich zu Zahnkaries.
Von besonderer Bedeutung ist die
Beobachtung von PRICE, dass mit dem Verlust der Zahngesundheit bei diesen
Völkern stets auch der Verlust der allgemeinen Gesundheit einherging, und die
bei uns üblichen "Zivilisationskrankheiten" ihren Einzug hielten.
ALBERT VON HALLER schreibt in seinem deutschen Bericht "Gefährdete
Menschheit" (13) über das bereits 1939 erschienene Originalwerk von
PRICE "Nutrition and Physical Degeneration" (14; eine gründliche
Arbeit von 530 Seiten): "Es verdient festgehalten zu werden, dass es bei
dieser Inselbevölkerung - gemeint ist die York-Insel - die noch mehr als
andere ihre jahrhundertealte Ernährungsweise beibehalten hat, keine
bösartigen Geschwülste (Tumoren, Krebs) gibt. Der Regierungsarzt Dr. NIMMO,
der 4000 Eingeborene betreut, hat in dreizehnjähriger Praxis nicht einen
einzigen Fall einer bösartigen Geschwulst gesehen. Dagegen hat er in der
gleichen Zeit in der weißen Kolonie von nur 300 Personen einige Dutzend Mal
bösartige Geschwülste operieren müssen. Nach seinen Erfahrungen ist bei der
eingeborenen Bevölkerung die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs
überhaupt höchst selten."
Nicht weniger bedeutsam ist die
von PRICE beobachtete Veränderung der Psyche, die mit der Aufgabe der
herkömmlichen Kost und einer (denaturierten) Ernährung in der bei uns
üblichen Weise einhergeht: Die vorher freundlichen, hilfsbereiten, offenen
Menschen werden berechnend, falsch, misstrauisch.
Die Erfahrungen von PRICE und ROOS
konnten vielfach, an Patienten, in Familien, in Kinderheimen und Internaten
durch das Aufhören des Gebissverfalls bei entsprechender Ernährung als
richtig bestätigt werden. So wird z.B. in der Schwachsinnigen-Anstalt des
Eben-Ezer-Krankenhauses in Lemgo mit 1500 Betten kein Zahnarzt gebraucht;
Chefarzt BRUKER (15) führt dort seit Jahren eine Ernährung in diesem Sinne
durch.
W. KOLLATH konnte in umfangreichen
Tierexperimenten, die etwa 1924 begannen, diese Zusammenhänge bestätigen. Er
wies nach, dass bei einer unserer Zivilisationskost ähnlichen Ernährung mit
isolierten Teilnahrungsmitteln der Zustand der "Mesotrophie"
entsteht, ein "halbwertiges Dasein", ein zwar normal langes Leben,
jedoch im Zustand chronischer Krankheiten, die den Erscheinungen der
"Zivilisationskrankheiten" entsprechen. In diesen Experimenten tritt
auch der Gebissverfall in Form der Zahnkaries und Parodontose auf, und KOLLATH
konnte den ganzen Vorgang der Kariesentstehung demonstrieren.
An den mikroskopischen Schnitten
der Rattenkiefer und -zähne konnte KOLLATH zeigen, das HRADSKY's Theorie (8)
der "inneren Aufzehrung" zu Recht besteht: Das vorher kompakte und
gleichmäßige Dentin (Zahnbein) wird aufgelockert, und es wachsen Kapillaren
in die erweiterten Dentinkanälchen hinein, von welchen aus die - wegen
Mangelernährung für den Stoffwechsel benötigten - Mineralstoffe aus der
Zahnhartsubstanz herausgelöst und abtransportiert werden.
Parallel dazu erfolgt eine
Verschiebung des Speichel-pH (der Wasserstoffionenkonzentration) nach der
sauren Seite, wodurch auch für den Angriff von der Mundhöhle her im Verein
mit einer Änderung der Mundbakterienflora, die SNYDER (16) nachgewiesen hat,
das Startzeichen gegeben ist.
Die KOLLATH'schen Experimente und
Schlussfolgerungen sind vor allem in seinen Büchern "Der Vollwert der
Nahrung" (17, 18), Band I 1950 und Band II 1960 niedergelegt, außerdem
in seinem Buch "Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft" (5).
Bereits 1942 brachte KOLLATH
aufgrund seiner in den Experimenten gemachten Erfahrungen die erste Auflage
seines Buches "Die Ordnung unserer Nahrung" heraus, das inzwischen
in fünfter Auflage erschienen ist und die Konsequenzen aus diesen
Erkenntnissen aufzeigt.
Die KOLLATH'schen Versuche wurden
an der Universität München mit den gleichen Ergebnissen wiederholt.
Interessant, dass sich die Erfahrungen von PRICE im Bezug auf psychische
Veränderungen durch Nahrungsänderung auch im Tierexperiment bestätigen: Die
"Mesotrophie-Ratten" werden bissig!
KOLLATH und PROELL, welcher
ebenfalls die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Karies untersucht hat
(21), kommen unabhängig voneinander zu dem Schluss, dass eine
wissenschaftliche Ernährungslehre ohne die Berücksichtigung der Zahn- und
Knochenpathologie nicht möglich ist, und dass der Zahn das bei weitem
empfindlichste Reagens für Gesundheit und Krankheit zu sein scheint.
KOLLATH zieht daraus die für die
Entwicklung der biologischen Aufgaben des Zahnarztes sehr bedeutsamen
Folgerungen: "Die Übereinstimmung der Ernährungsversuche, der
pathologischen Befunde, der Bevölkerungsstatistik bezüglich des Zahnverfalls
sind so auffallend, dass man an diesen Zusammenhängen nicht mehr
vorübergehen kann, und dass den Zahnärzten als berufenen Ärzten die
maßgebende Rolle zur Bekämpfung des drohenden Gesundheitsverfalls, und nicht
nur des Gebissverfalls zukommt." (22).
LAMMERS und HAFER zeigen in ihrem
Buch "Biologie der Zahnkaries" (16), dass die Entstehung der
Zahnkaries stets mit einer Verschiebung des intermediären Stoffwechsels vom
oxidativen in den anaerob-glykolytischen, sauren Bereich begleitet ist, und
dass hierdurch die Verschiebung des Speichel-pH in den sauren Bereich
verursacht ist; diese Tatsache ist das Bindeglied zwischen der von KOLLATH
gegebenen Teilwertnahrung und der von ihm beobachteten Verschiebung des
Speichel-pH bei den Versuchstieren.
H. O. KLEINE (23) schließlich
zeigt in einem kürzlichen Aufsatz auf, dass eine denaturierte Teilwertnahrung
über die - durch Vitalstoffmangel bedingte - Schädigung der Zellatmung und
Verschiebung des Stoffwechsels in den anaeroben Bereich, wie wir sie als
Entstehungsweg der Kariesanfälligkeit kennen, gleichzeitig eine wichtige
Ursache des Krebses ist. Er beruft sich dabei auf die Forschungen von WARBURG
und JUNG. Das bestätigt auch die Bedeutung der oben erwähnten Beobachtungen
von PRICE auf der Insel York.
Dies alles ist nur ein kleiner
Einblick in den heutigen Stand der Kariesforschung, und man darf ohne
Übertreibung sagen, dass die heute vorliegenden Erkenntnisse bereits mehrfach
dazu ausreichen würden, um den Gebissverfall - und damit die meisten weiteren
chronischen Zivilisationskrankheiten - auf den bei unseren Vorfahren
vorhandenen geringen Verbreitungsgrad von wenigen Prozent herabzudrücken.
Krankheiten als unentbehrliche
Existenzgrundlage?
Wollen wir die augenblickliche
Situation einmal ohne alle Beschönigung betrachten, wie sie KOLLATH in seinem
Buch "Getreide und Mensch, eine Lebensgemeinschaft" (5) treffend
beschrieben hat:
"Der Mensch ist das billigste
und anpassungsfähigste Lebewesen, wächst von selbst nach, vermehrt sich
geradezu beängstigend, so dass man befürchtet, nicht mehr genügend Nahrung
für die 5 - 10 Milliarden Menschen zu haben, wenn es einmal so weit ist, und
man berechnet diesen Zeitpunkt im Voraus. Neben diesen Eigenschaften der
Anpassungsfähigkeit besitzt er noch die verwaltungsmäßig unschätzbare
Eigenschaft, Steuern zahlen zu können, und, wenn er krank ist, für die
Behandlung der Krankheiten zu bezahlen. So ist er eine Erwerbsquelle größten
Formats, die dauernd zunimmt, derart, dass die Krankheit einer Gruppe die
Existenz einer anderen Gruppe fördert, ja für deren Existenz unentbehrlich
ist."
Diese Gegebenheiten führten vor
mehreren Jahren innerhalb der Schweizerischen Zahnärzteschaft, wo
weitblickende Kollegen die Notwendigkeit einer Aufklärung der Bevölkerung
über die Kariesursachen erkannten und forderten, zu einer Diskussion
darüber, "ob man sich den Ast absägen will, auf dem man sitzt".
Die Schweizer Kollegen kamen jedoch zu der Auffassung, dass sie keine "Löchlibohrer"
sein wollten, sondern Zahnärzte, und beschlossen, den größten Teil
des Budgets der Schweizerischen Zahnärztegesellschaft für die Aufklärung
der Bevölkerung über die Ursachen des Gebissverfalls auszugeben. Dass noch
teilweise methodische Mängel bestehen und man sich etwas in der
unglücklichen Fluoridierungsangelegenheit verfangen hat, die wieder nur eine
symptomatische Maßnahme ist, berührt das Grundsätzliche dieser ärztlichen
Entscheidung nicht.
Wir in Deutschland stehen vor
einer Situation, die man nahezu als peinlich bezeichnen könnte:
Die konsequente Umsetzung der
heutigen Kenntnisse auf dem Gebiete der Kariesverhütung in die Praxis des
täglichen Lebens würde unserem Berufsstand in relativ wenigen Jahren seine
derzeitige wirtschaftliche Grundlage weitgehend entziehen. Die Basis, auf
welcher noch heute die Verhandlungen und Forderungen des Freien Verbandes
Deutscher Zahnärzte und teilweise auch der Zahnärztekammern nach einer
gerechten Honorierung stehen, hätte sich mit der Wiedergesundung weiter
Bevölkerungskreise in ein Nichts aufgelöst.
Bis heute hat unser Berufsstand
denn auch wenig getan, um diese Erkenntnisse über die Möglichkeiten der
Kariesverhütung in einer wirksamen Form in die Praxis umzusetzen. Studenten
der Zahnmedizin erhalten dieses Wissen nicht vermittelt. Statt dessen sind
heute aufgeklärte Laienkreise besser über die Zusammenhänge im Bilde,
wenden sie in ihren Familien an und ziehen nicht nur zahngesunde, sondern auch
sonst von Krankheiten weitgehend verschonte Kinder auf. Nicht selten wird ein
Kollege von Laien dazu angeregt, sich in privaten Studien mit den
Kariesursachen zu beschäftigen. Ein eigentlich aus berufspolitischer Sicht
unhaltbarer Zustand!
Man könnte sich auf MAX PLANCK
berufen, der einmal gesagt hat: "Irrlehren in der Wissenschaft brauchen
50 Jahre, bis sie überwunden werden, weil nicht nur die betreffenden
Professoren, sondern auch ihre Schüler vorher aussterben müssen."
In der Kariesprophylaxe sind nun
aber schon 52 Jahre um, seit KUNERT in seinem Büchlein 1912 umfassende
Richtlinien für eine wirksame Verhütung des Gebissverfalls gegeben hat, so
dass KOLLATH eine Abhandlung über die Frage schreiben konnte: "50 Jahre
Irrweg in der Zahnheilkunde?"
Darüber hinaus hat das von einer
Zahnärztekammer gegen mich angestrengte Berufsgerichtsverfahren, welches
ausdrücklich die Einstellung meiner Aufklärung der Bevölkerung
("Aktion Mönchweiler") über die Ursachen des Gebissverfalls
anstrebte (von der Kammer jedoch in letzter Instanz verloren wurde), den hier
und da schon länger in der Bevölkerung gehegten Verdacht in der auch von den
Schweizer Kollegen diskutierten Richtung - nicht den Ast abzusägen, auf dem
man sitzt - nicht gerade entkräftet.
(Hier ein Link zur
Buchbesprechung des von zur Aufklärung in Mönchweiler mir entwickelten
Aufklärungssystems, das ich später auch in Buchform herausbrachte:
Gesundheit für unsere Jugend).
Die Entscheidung: Der Gesundheit dienen,
oder weiterhin nur an Krankheiten verdienen?
Wir stehen also vor der
Entscheidung, ob wir
- das Kariesgeschehen trotz Kenntnis der Zusammenhänge
noch in der gleichen Weise wie bisher sich selbst überlassen und uns mit der
Behandlung der Symptome und Folgen begnügen wollen, bis der Staat und die
Krankenkassen die in einer echten Prophylaxe des Gebissverfalls liegenden
enormen wirtschaftlichen Einsparungen und Gewinne erkennen, und uns dann nicht nur
den wirtschaftlichen Boden, sondern auch den der ärztlichen
Entscheidungsfreiheit in weit größerem Maße als bisher schon entziehen. Es
sollte ein letztes Alarmzeichen für die Kollegenschaft sein, dass der
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Zahnärzte, Dr. Müller-Altona,
letzten Samstag in einer Rede vor südbadischen Kollegen sagte: "Das
ganze Geschrei, wir wollen frei sein wie die Väter waren, ist nichts als ein
Unsinn ..."
- oder ob wir uns auf die ethischen
Grundlagen des ärztlichen Berufes besinnen und die Flucht aus der Situation
nach vorne antreten wollen, um uns damit gleichzeitig die ärztliche
Entscheidungsfreiheit und die wirtschaftliche Existenzberechtigung für die
Zukunft zu sichern.
Wir laufen zum zweiten Mal in den
letzten Jahrzehnten Gefahr, unsere Chance zu verpassen. Das erste Mal zog die
Notwendigkeit nach sich, den Freien Verband Deutscher Zahnärzte zu gründen.
Jetzt, beim zweiten Mal, geht es um die Sicherung neuer biologischer
Aufgabengebiete, weil die bisherigen im Begriffe sind, moralisch, ethisch,
biologisch und wirtschaftlich unhaltbar zu werden. Wenn wir diese Chance jetzt
erkennen und wahrnehmen, liegen vor uns schönere und größere Aufgaben als
bisher:
Nicht mehr das mühsame
Präparieren von Kavitäten ("Löchlibohrer"), die Extraktion
zerstörter Zähne, die Anfertigung künstlicher Gebisse anstelle der
natürlichen braucht unsere Hauptbeschäftigung zu sein, sondern die
Überwachung der Gesundheit der Bevölkerung, deren empfindlichstes Reagens
das Kauorgan ist. Wir dürfen annehmen, dass auch der Öffentlichkeit die
allmähliche Wiederherstellung der Gesundheit der Bevölkerung - die ihr
größtes Kapital ist - ein echtes Honorar, eine Ehrengabe (=Honorar) wert
ist, und wir dürfen deshalb eine positive Aufnahme unserer Honorarwünsche
für diese Leistungen erwarten.
Eine (kleine) Gruppe von Kollegen
hat diese Fragen für sich schon entschieden: Mitglieder des Freien Verbandes
Deutscher Zahnärzte gründeten auf dessen Arbeitstagung am 29. Mai 1964 in
Eschwege einen ARBEITSKREIS GESUNDHEITSKUNDE, der zum Ziel hat, die
Erkenntnisse über die Voraussetzungen der Gesundheit in die Praxis umzusetzen
und überall in diesem Sinne Einfluss zu nehmen, wo dies notwendig ist.
Gleichzeitig wird der Arbeitskreis den zukünftigen Aufgabenbereich des
zahnärztlichen Berufes abstecken und die Voraussetzungen der wirtschaftlichen
Existenz auf dieser Basis abstecken.
Dr. Johann Georg Schnitzer
(Vortrag, gehalten a. 19. Juli 1964 vor dem Bundesvorstand und den
Delegierten der Landesverbände des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte in
Offenbach/Main).
+++++++++++++
Quellenverzeichnis
-
Rainer Zuhrt, Deutsche Zahn-,
Mund- und Kieferheilkunde, Band 25, 1956 und Band 32, 1960.
-
Johann Georg Schnitzer,
Untersuchung der Mönchweiler Jugend im Juli 1963; Beilage zum
Mönchweiler Gemeindeblatt 14.08.1963.
-
Das Dental-Labor, Heft 6/1964,
S. 218.
-
A. Roos in einer Sendung des
Südwestfunk im Frühjahr 1964.
-
Werner Kollath, "Getreide
und Mensch, eine Lebensgemeinschaft", Schwabe-Verlag, Bad Homburg
v.d.H., 1964.
-
O. Seek, "Die Geschichte
des Untergangs der antiken Völker", Metzler Verlag Stuttgart 1921.
-
Kunert, Breslau "Unsere
heutige falsche Ernährung als Ursache des Rückganges unserer
Volkskraft". Selbstverlag, 1912.
-
Hradsky, "Studien über
die Ätiologie der Zahnkaries", Österreichisch-Ungarische
Vierteljahresschrift für Zahnheilkunde, 30, Heft 1, 43/1914.
-
zitiert nach W. Kollath, siehe
5.
-
Otto Schnitzer "Ein
Beitrag zur Ergründung der Ursachen der Zahnkaries", Dissertation
1925, Universität Freiburg/Breisgau (bei Nißle).
-
A. Roos "Unsere
Brotversorgung, Rückblicke und Ausblicke", Buchdruckerei
Berichthaus, Zürich 1929.
-
A. Roos, "Kulturzerfall
und Zahnverderbnis", Medizinischer Verlag Hans Huber, Bern und
Stuttgart 1962.
-
Albert von Haller,
"Gefährdete Menschheit", Hippokrates Verlag Stuttgart, 1956.
-
Weston A. Price,
"Nutrition and Physical Degeneration, a Comparison of Primitive and
Modern Diets and Teir Effects", The American Academy of Applied
Nutrition, 1105 South la Brea Avenue, Los Angeles, California, U.S.A.
-
M. O. Bruker, Lemgo/Lippe,
persönliche Mitteilung 1964.
-
Th. Lammers/H. Hafer,
"Biologie der Zahnkaries", Dr. A. Hüthig Verlag, Heidelberg, S.
215 ff.
-
Werner Kollath, "Der
Vollwert der Nahrung", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH
Stuttgart, 1950.
-
Werner Kollath, "Der
Vollwert der Nahrung", II. Band, Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 1960.
-
Werner Kollath, "Die
Ordnung unserer Nahrung, Hippokrates Verlag Marquardt und Cie., Stuttgart,
1942.
-
Werner Kollath, "Die
Ordnung unserer Nahrung", Hippokrates Verlag, Stuttgart 1960.
-
F. Proell, "Zahnaufbau
und Zahnzerfall in Abhängigkeit von der Ernährung", Johann
Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1956.
-
W. Kollath, Vortrag, gehalten
in Bad Pyrmont am 23.09.1963
-
H. O. Kleine,
"Zerstörung der Zellatmung als Ursache des Krebses",
Volksgesundheit Heft 1/1964, Helfer-Verlag E. Schwabe, Bad Homburg v.d.H.
Epilog - 42 Jahre später
Wir schreiben das Jahr 2006 - seit
diesen Ereignissen sind 42 Jahre vergangen. Was aus den Vorschlägen, Chancen
und Ansätzen von damals geworden ist, soll dem geneigten Leser nicht
vorenthalten werden.
ARBEITSKREIS GESUNDHEITSKUNDE
Der Vorstand des Freien Verbandes
Deutscher Zahnärzte wollte damals nicht, dass der Arbeitskreis innerhalb des
Verbandes tätig würde. So blieb es bei einem eingetragenen Verein
außerhalb zahnärztlicher Organisationen. Ich selbst (Dr. J. G. Schnitzer)
wurde zum Vorsitzenden gewählt.
Zweiter Vorsitzender wurde Dr.
Eduard Knellecken, Düsseldorf, damals Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen
Vereinigung von Nordrhein-Westfalen. In dieser Funktion begann Knellecken, die
Aufklärung über Kariesursachen und die Voraussetzungen natürlich gesunder
Zähne in Nordrhein-Westfalen in die Tat umzusetzen. Die fatale Folge für ihn war
eine gegen ihn gerichtete, unerhörte, auf Existenzvernichtung zielende
Kollegen-Kampagne, die dieses Ziel auch erreichte. Dr. Knellecken zog sich daraufhin
vollständig zurück.
Der Arbeitskreis Gesundheitskunde
e.V. wurde bald zu einem Kreis von Leuten, die zusahen, wie ich arbeite. Der Verein
existierte noch bis ca. 1986. Als der Arbeitskreis 1985 damit begann, Spenden
für meine aussichtsreichen Lepra-Forschungen in Sri Lanka zu sammeln, wurde
ihm postwendend vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit aberkannt.
Die Situation an der Zahnfront
Nachdem die 1964 aufgezeigten
Chancen und Aufgaben von der Zahnärzteschaft nicht wahrgenommen wurden und keine Aktionen erfolgten,
die den Verfall der Gebisse wirksam hätten verhüten können, kam es in
diesen 42 Jahren zu einer weiteren Ausbreitung und zunehmender Schwere des Gebissverfalls, der heute vielfach das Stadium degenerativer Organauflösung erreicht hat. Durch
Kieferknochenschwund, Zahnlockerung und Zahnausfall gehen heute schon mehr
Zähne als durch Karies verloren. Zahnfehlstellungen und Kiefermissbildungen
haben eine so allgemeine Verbreitung erreicht, dass sich auf diesem
Degenerationsmerkmal aufbauend ein neuer,
wirtschaftlich lukrativer Fachbereich entwickeln konnte: Die
Kieferorthopädie. Insgesamt hat sich in Deutschland die Zahl der Zahnärzte, deren
wirtschaftliche Existenz auf dem Gebissverfall der Bevölkerung beruht, in
diesem Zeitraum von damals 30 000 auf heute ca. 60 000 Zahnärzte verdoppelt.
Mit einigem Stolz präsentiert man
sich inzwischen als "Wirtschaftsfaktor Zahnärzte", der allein im
deutschen Sozialversicherungsbereich im Jahr 2005 rund 20 Milliarden EUR
"erwirtschaftete". Dass dies alles auf die zu hohen
"Lohnnebenkosten" draufgepackt wird, das Land als
Wirtschaftsstandort benachteiligt und die Arbeitslosenzahlen in die Höhe
treibt, wird dabei "selektiv nicht wahrgenommen".
Durch jahrzehntelange Unterlassung
wirksamer Prophylaxe, Aufklärung, Gesundheitspolitik und -gesetzgebung haben
Gebissverfall und Gebissdegeneration in der Bevölkerung heute (2006) ein
derart riesiges Ausmaß angenommen, dass allein die optimale und dauerhafte
Sanierungsbehandlung der derzeit lebenden bundesdeutschen Bevölkerung die
gesamte Lebensarbeit von schätzungsweise 150 000 Zahnärzten erfordern
würde. Da es so viele nicht gibt, und da dieser Aufwand außerdem von keinem
Sozialsystem der Welt bezahlt werden könnte, wurden die Leistungen des
Sozialsystems in Deutschland auf "medizinisch notwendige und
kassenwirtschaftliche" Behandlungsmaßnahmen eingeschränkt. Das sind
logischerweise nicht die dauerhaftesten und gesundheitlich besten Maßnahmen,
und so werden z.B. immer noch vielfach die "kassenwirtschaftlichen"
Amalgamfüllungen gelegt, obwohl diese zu 50 % aus dem hochgiftigen
Quecksilber bestehen, welches durch elektro-galvanische Korrosion ständig an
den Körper abgeben wird. Dort reichert es sich als Kumulativgift u.a. in
Knochen, Nieren und im Gehirn an, und verursacht bei vielen Patienten
entsprechende körperliche und mentale Beschwerden und Beeinträchtigungen.
Wenn erst einmal Zahnschäden
eingetreten sind, ist es schwierig, den weiteren Verfall aufzuhalten. Die
üblichen "kassenwirtschaftlichen" Behandlungsmaßnahmen reichen
hierfür nicht aus. Vielmehr braucht es besondere, hochpräzise Methoden und
ausschließlich bioverträgliche Materialien, um eine ebenso dauerhafte wie
ästhetisch optimale Gesamtsanierung des zivilisationsgeschädigten Kauorgans
durchzuführen, damit die Selbstreinigungskräfte des Mundes wieder überall
vollen Zugang erhalten und gesundheitsschädliche Wirkungen vermieden werden.
Darüber hinaus sind die Ausschaltung der Verfallsursachen und die
Wiederherstellung der natürlichen Gesundheitsgrundlagen erforderlich, um die
dem Gebissverfall zugrunde liegende Stoffwechselstörung auszuheilen. Diese
Methoden, die in mehr als 4 Jahrzehnten praktischer zahnärztlicher Tätigkeit
ständig weiter optimiert werden konnten, sind in dem Buch "Zahnprobleme
und ihre Überwindung" ausführlich beschrieben.
So kann der Patient, wenn er schon
Zahnbehandlung nötig hat, sich als Laie selbst ein Bild über
Behandlungsvorschläge, über deren Vor- und Nachteile, und über die
dauerhaftesten und besten Behandlungsmöglichkeiten machen. Weil es bei Zahnbehandlungen
nicht nur um die Gesundheit, sondern meist auch um kostenintensive Maßnahmen
mit oft hohen privaten Zuzahlungen des Patienten geht, ist es auf jeden Fall
sinnvoll, sich vor dem Eingehen auf einen Behandlungsvorschlag selbst
sachkundig zu machen.
Politik und Gesellschaft
Weil immer offensichtlicher
wird, dass viele "Volksvertreter" nicht das Volk, sondern Gruppen-
oder Lobby-Interessen vertreten, also keine Volks-, sondern
"Interessenvertreter" sind, wundert man sich auch immer weniger
darüber, dass die Politiker keine wirkliche Gesundheitspolitik zuwege
bringen. Was als solche bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit etwas ganz
anderes, nämlich Krankheitspolitik, Krankheitsinteressenpolitik. Was als
"Gesundheitsreform" bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit keine
"Reform der Gesundheit", auch keine "Reform der
Gesundheitspolitik", sondern das jeweils recht kreative Herausfinden weiterer Möglichkeiten, dem
Bürger, der diesen Raubzügen
hilflos ausgeliefert ist, noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, um
damit jenen Moloch zu füttern, der sich "Gesundheitswesen" nennt,
in Wirklichkeit jedoch nur unter der Voraussetzung weiter zunehmender
degenerativer Krankheiten immer feister und arroganter werden kann.
Konsequenterweise
wird daher gegen die Ursachen dieser Krankheiten überhaupt nichts
unternommen.
Die gesellschaftliche Situation
hat sich im Gegenteil ganz in der von KOLLATH schon 1964 beschriebenen
Richtung weiterentwickelt: Die Krankheiten der Bevölkerung fördern die
Existenz von Gruppen, die davon leben. Die Krankheiten und deren ständige
Vermehrung sind für die Existenz dieser Gruppen sogar ganz unentbehrlich
geworden. Diese Gruppen (Interessengruppen, Lobbies) bekämpfen deshalb
logischerweise und konsequent Alles, was diese Krankheiten mindern könnte,
und Jeden, der sich der Ausbreitung der chronischen Zivilisationskrankheiten
und deren Ursachen entgegenstellt.
Für die Erhaltung und Mehrung der
Krankheiten und ihrer Ursachen sind diesen Gruppen (Interessengruppen,
Lobbies) alle Mittel recht: Gezielte Desinformation, Sponsoring von Experten,
um deren geneigte Statements und entsprechend gefärbte Lehrveranstaltungen zu
erhalten ("Mietmäuler"), Einflussnahme auf die Gesetzgebung durch
Interessenvertreter in den passenden Positionen, Einflussnahme auf die Medien
über Werbebudgets und Gestaltung fertiger "redaktioneller" Berichte
zur bequemen Übernahme durch die Medien, Unterdrückung unabhängiger
Wissenschaftler, deren Erkenntnisse umsatzschädigend sein könnten, Zensur
über Berichte, die nicht in das Konzept der ständigen Vermehrung der
Morbidität (Krankheitshäufigkeit) der Bevölkerung hineinpassen, usw. usw.
Eine Besserung dieser Zustände
"von oben her" ist nicht in Sicht, denn keine dieser Gruppen will
ihre Interessen zugunsten einer Gesundung der Bevölkerung geschmälert sehen.
Der Bürger
Der Bürger ist alledem so lange
wehrlos ausgeliefert, wie er blind darauf vertraut, dass dieses System schon alles
richtig machen und nur das Beste für seine Gesundheit tun wird. So bald er
jedoch seinen eigenen "gesunden Menschenverstand" einschaltet, seine
Wahrnehmungsfähigkeit schärft und
das eigene Nachdenken beginnt, ist Hilfe und Rettung in Sicht: Schutz vor
weiterem Zahnverfall wird ebenso möglich wie Schutz vor - und Heilung von - sonstigen chronischen
Zivilisationskrankheiten.
Nur der Bürger kann damit
beginnen, diesen Krankheitsinteressensumpf "von unten her"
auszutrocknen - indem er selbst nicht mehr krank wird, sondern gesund bleibt,
und die Informationsquellen für das "Gewusst wie" an seine Freunde,
Bekannten und Arbeitskollegen weitergibt.
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Wissen, um sich gesundheitlich in Sicherheit zu bringen:
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