Haarige Fragen, haarige Antworten ...
Einflussnahme auf den Haarwuchs und Haarbestand ist immer ein Eingriff
in den lebenden Organismus, dessen Folgen nicht immer überblickt werden
können. Haarwuchs lässt sich auch nicht beliebig beseitigen,
und man kann sich nicht einfach "einen neuen Haarflaum wachsen lassen".
Es hat immer einen biologischen Grund, warum und an welchen Stellen wie
viele Haare in welcher Stärke wachsen, oder auch nicht wachsen.
Der Haarbestand ist genetisch festgelegt. "Aber selbst die Haare eures
Hauptes sind alle gezählt" (Lukas 12:7). Was ohne gesundheitlichen
Schaden getan werden kann, ist: Haare schneiden, rasieren, im höchsten
Fall und geringem Umfang "auszupfen". Neue Haare wachsen lassen? Mit angeblich
wirksamen Mitteln ist zwar schon viel Geld verdient worden, aber wenig
oder keine Wirkung zustande gekommen. Wenn sich bei einer Methode wirklich
neues Wachstum regt, kann der Preis in schwerwiegenden Veränderungen
im Hormonhaushalt oder in unbekannten Nebenwirkungen liegen. Haartransplantation?
Es ist doch wohl wichtiger, was sich im Inneren des Kopfes regt, als was
obendrauf wächst oder auch nicht.
In diesem Zusammenhang mag auch auf die Frage der Glatzenbildung eingegangen
werden. Zunächst ist bekannt, dass Männer mehr dazu neigen, und
unter den Männern vor allem jene, die geistigen Tätigkeiten nachgehen.
Aber warum ist das so? Dazu die folgenden Fakten und Überlegungen:
(1) Die Evolution (biologische Weiterentwicklung) des Menschen
hat ohne Zweifel ihr Hauptgewicht auf der Weiterentwicklung des Gehirns.
Dieses ist im Laufe der Evolution immer größer geworden.
(2) Das menschliche Gehirn verbraucht, wenn es arbeitet, bis zu 40 % des
gesamten Sauerstoffbedarfs des Organismus. Wo aber Sauerstoff verbraucht
wird, entsteht Wärme.
(3) Mit zunehmender Größe des Gehirns entsteht ein Problem für
die Abstrahlung der überschüssigen Wärme nach aussen. Denn
mit dem Größerwerden eines kugelähnlichen Körpers
wächst sein - hier Wärme erzeugender - Inhalt viel schneller
als seine Oberfläche. Je grösser also das Gehirn, desto geringer
ist im Verhältnis zur Wärmeerzeugung seine Oberfläche, über
welche der Wärmeüberschuss abgestrahlt werden kann. Ab einer
gewissen Größe und Wärmeerzeugung müssen deshalb die
Haare wegen ihrer Isolationswirkung weg. Dieser Punkt scheint jetzt bei
Männern mit erheblicher geistiger Tätigkeit erreicht.
(4) Jetzt aber bitte keine Minderwertigkeitskomplexe bei jenen Männern,
die sich noch eines vollen Haarschopfes erfreuen. Solche evolutiven Entwicklungen
sind nur langfristige "biologische Trends" mit einer großen Streubreite.
(5) Warum aber verlieren nicht auch Frauen mit überwiegend geistiger
Tätigkeit ihre Kopfhaare? Wahrscheinlich deshalb, weil Frauen ein
im Vergleich zu Männern um durchschnittlich 50 g leichteres (kleineres)
Gehirn besitzen. Wiederum aber bitte keine Komplexe; das etwas geringere
Gewicht des weiblichen Gehirns sagt noch nichts über dessen Leistungsfähigkeit
aus; selbst die Leistungskapazität von Computerchips misst man nicht
nach deren Gewicht. Aber von der reinen Wärmeerzeugung ihres Gehirns
her sind die Frauen offenbar noch nicht an die Wärmestau-Grenze gelangt
und dürfen deshalb ihre schönen Haare vorläufig (in Evolutionszeiträumen
gesehen) noch behalten.
Sie glauben sie nicht, diese "Wärmestau-Theorie"? Dann erzähle
ich Ihnen dazu noch eine ganz andere, nicht weniger "haarige" Geschichte:
Fahren Sie bereits einige Jahre Auto? Dann haben Sie wahrscheinlich auch
schon die Erfahrung gemacht, dass man im Straßenverkehr vor Männern
mit Hut im Auto "auf der Hut sein" muss. Solche sind beim Fahren irgendwie
nicht so aufmerksam, fahren zu langsam, schauen manchmal nicht in den Rückspiegel,
bevor sie ausscheren, vergessen den Blinker vor dem Abbiegen, und was sonst
noch Anzeichen einer geringeren Aufmerksamkeit und Konzentration sind.
Aber warum ist das so?
Eines Tages erwähnte ich diese Sache in einer Gesprächsrunde
und versuchte dabei, ihr mehr auf den Grund zu gehen. Deshalb stellte ich
die Frage: Warum trägt so jemand einen Hut?
Darauf antwortete eine Frau (Frauen denken oft direkter, praktischer, nicht
so kompliziert und theoretisch wie Männer): "Weil er am Kopf friert!"
Jetzt hatten wir die Lösung! Denn die logische nächste Frage
heisst: "Warum friert er denn am Kopf?" - und die Antwort darauf: "Weil
darinnen kaum Wärme erzeugt wird." Die Anschlussfrage "Warum kaum?"
führt dann zu der Antwort "Weil er kaum denkt, also kaum Sauerstoff
verheizt!"
- und das erklärt nun, warum Mann mit Hut im Straßenverkehr
ein Warnsignal ist, und warum Männer, die viel denken, nicht nur keinen
Hut, sondern auch keine Haare auf dem Kopf brauchen können, weil beides
die Wärmeabstrahlung behindern und zu einem Hitzestau führen
könnte.
So weit die haarigen Antworten auf die haarigen Fragen ...
Dr. Johann Georg Schnitzer
An den Haaren herbeigezogen ...
Der Rückgang der Körperbehaarung
hat wahrscheinlich mit der besseren Kühlmöglichkeit zu tun.
Warum die Kopfhaare länger
geworden sind, und warum sie bei den Frauen länger als bei den Männern sind,
weiß ich nicht (außer dass dies in früheren Zeiten vielleicht praktisch
war, weil die Frauen bei Entführungen an den Haaren weggeschleift werden
konnten - vielleicht ist das aber auch nur eine "an den Haaren
herbeigezogene" Begründung).
Vielleicht hat es dem Schöpfer
des Menschen einfach so am besten gefallen: "Lasst uns Menschen machen
nach unserem Bild, uns ähnlich .... Und Gott schuf den Menschen nach seinem
Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie ...
Und es geschah so. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war
sehr gut." (1. Mose 1, 26:31).
Vielleicht haben Sie auch eine
andere Erklärung, oder fragen Sie dazu mal (wenn es das gibt) in einem
Friseur-Museum nach, oder bei der Friseur-Innung, denn die Friseure leben ja
von dieser Tatsache.
In Afrika dient das lange und
gekräuselte Kopfhaar gewiss auch dazu, die senkrecht von oben kommende starke
Sonneneinstrahlung vom Gehirn fernzuhalten, um es nicht zu überhitzen; dabei
kann kühlende Luft durch die locker gekräuselten Haare streichen und die
Hitze abführen.
Dr. Johann Georg Schnitzer