Der ‚elfenbeinerne Turm‘ steht in schlechtem Ruf bei den

Bewohnern intellektueller Kaschemmen.

Nicolás Gómez Dávila, Einsamkeiten

Nichts fürchten wir so sehr wie die Durchsichtigkeit. Wir brauchen sie, die Dinge, die wir platzieren wie Stellschirme, damit sie das verbergen, was dennoch durchscheint, hier und da, an den abgenutzten Stellen. Davor setzen wir mehr Dinge, dichtere, eines nach dem anderen. Und kaum sind wir vierzig, da versperren sie uns den Weg, weil es zu viele geworden sind. So sitzen wir still und wagen nicht, uns zu rühren. Wir könnten eines umwerfen.

 

Und wir graben unser Gesicht in die hohlen Hände, wie die Kinder, die dann glauben, man sähe sie nicht.

 

Aber es hilft nichts. Wir kommen doch auf Gedanken. Und während wir ungeschickt nach ihnen schlagen, wie nach störenden Stubenfliegen, stoßen wir gefährlich an unsere dünnen Umschanzungen, und wir spüren den kalten Hauch.

 

Auf der Kredenz der Philosophie stehen weder Labsal, noch Balsam oder Behagen. Ihre Vasa sakra sind Hammer und Axt. Sie schlägt den hingetäuschten Vorhang auf, und wir sehen, wovor uns zu sehen graut. Aber in der anwachsenden Angst liegt eine solche Fülle der Kraft, dass Freiheit und Lust mit ihr aufsteigen, wie Seegras an einer versunkenen Barke.

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© Philosophie im Elfenbeinturm, Dr. phil. Leila Kais