Brief einer Mutter aus Slawjansk vom 24. Mai

Guten Tag!
Ich schreibe jetzt und weiß nicht, wann ich das nächste Mal schreiben kann.
Die Lage in der Stadt ist sehr ernst. Wir sind aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Morgen ist Präsidentenwahl und wir erwarten einen starken Angriff.
Ich habe heute versucht ins Nachbardorf zu fahren, aber die ukrainische Armee lässt uns nicht raus. Sie haben unseren Bus zurück geschickt. Viele Menschen hatten einen Nervenzusammenbruch.
Viele nehmen Beruhigungsmittel und viele sind verrückt geworden und müssen sich in der psychiatrischen Klinik therapieren lassen.
Ich schreibe das und weine. Ich habe keine Kraft mehr.
Unsere Regierung will uns vernichten und lässt mit sich nicht verhandeln. Niemand akzeptiert uns.
Ich möchte, dass dieser Brief bei Ihnen veröffentlicht wird.
Unsere Stadt ist entstellt. Immer mehr Menschen haben kein Dach über dem Kopf. Häuser, Läden, Autowaschanlagen, Ärztehäuser - alles ist zerstört.
Wir haben panische Angst. Einen „grünen Korridor“ (Fluchtmöglichkeit) haben wir nicht. Das ist alles Lüge!!!!! Wir sind in der Stadt!!!!! Wir haben Angst.
Ich weiß nicht, was mit uns weiter geschieht.