Bericht einer Mutter aus Slawjansk 12.-18. Mai

Eine Mutter aus Slawjansk berichtet aus dem Epizentrum der Angriffe, einem Wohngebiet am Stadtrand nahe Andrejewka:

 

12. Mai:
… alle Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Die Geschäfte und Apotheken sind fast leergekauft. Die Geldautomaten arbeiten nicht, in den Geschäften kann man nicht mehr mit der Geldkarte bezahlen. Die Rettungsdienst kommt nicht mehr bis zu uns, es sind nur noch Beratungen über das Telefon möglich…

13. Mai:
…heute Nacht traf eine Granate das Kinderheim, das anfing zu brennen. Panzer haben die Tore zum Heim zertrümmert. Besonders die Kinder bei uns brauchen dringend Hilfe. Medikamente gibt es nicht mehr…

16. Mai:
…meine Hände zittern. In einer Stunde fängt bei uns ein großer Angriff an. Es gibt Warnungen, dass alle Menschen in Deckung gehen sollen. Alle Fabriken und Unternehmen sind aufgelöst. Die Kinder unseres Heims sind inzwischen evakuiert worden. Wir haben noch keine Verbindung mit der Leitung des Kinderheimes. …Es gibt keine Medikamente, Verbandsmaterialien, Desinfektionsmittel. Und allgemein brauchen die Kinder unseres Wohngebiets und unserer Schule alltägliche Sachen: Vitamine, Spiele und Spielzeuge, Schul-, Schreibsachen. Wir werden im Kontakt bleiben. Jetzt fangen sie schon an zu bombardieren…

18. Mai:
…der Berg Karatschun (der höchste Punkt der Stadt), wo jetzt der Hauptkampf stattfindet, befindet sich nur 2 km von unserer Schule. Wir können alles von unserer Schule aus sehen.
Wir werden schon seit 2 Tage lang bombardiert, Tag und Nacht. Jetzt benutzen sie Panzermörser "Nonna"
Auf uns sind immer noch die Grad-Raketenwerfer auf dem Berg gerichtet.

Wir haben sehr große Angst.
Sie vernichten uns. Heute wurden zwei Häuser bombardiert. Ein Mensch wurde getötet.
Heute Nacht haben wir nur zwei Stunden geschlafen. Die Kinder haben große Angst. Das ist furchtbar.
Ich habe schon Gedanken gehabt aus diesem Land auszuwandern. Aber das ist sehr schwer.
Unsere Regierung spielt Krieg. Wir sind hilflos. Die Gesellschaft akzeptiert unsere Referendum nicht... Wenn ich Geld hätte, würde ich Sie anrufen und würde Sie hören lassen, wie sich die Bomben und Maschinengewehre anhören. Über uns fliegen mehr Kampfhubschrauber und Flugzeuge, als Vögel.
Wir brauchen Ihre Hilfe dringend. Ich wollte heute ein Beruhigungsmittel kaufen, aber es war schon ausverkauft. Medikamente werden uns nicht mehr geliefert.
Die ukrainische Armee hat alle Zufahrten zur Stadt blockiert…

Ergänzung vom 19.5.:

Heute erschien eine Videoaufnahme des von der Mutter genannten beschossenen Kinderheims. Man muss kein Russisch verstehen, um das Ausmaß der Schäden zu verstehen: http://www.youtube.com/watch?v=5GyLm6w8NhA