Vision einer Weltumwandlung


Text und Bilder von Jola Rappl

Realisierung:
Suche nach Hintergründen,
Suche nach begehbaren Wegen
in eine erweiterte Bewusstseinsebene.

     

Ich möchte aufzeigen, wie wichtig Schritte der Menschheit in eine erneuerte evolutionäre Richtung sind. Die Räume, welche vom ganz großen Teil der Menschheit gelebt werden, sollten sehr genau betrachtet werden. Sie sind die Bühne, auf welcher die Menschheit und der einzelne seine Rolle spielt. Das heißt, jeder formt die vom Menschen geschaffene Welt mit. Damit trägt er auch die Verantwortung für alle Auswirkungen, die dieses Tun auf die „kosmische Schöpfung Welt“ hat.

Wenn man bedenkt, wie lange die Schöpfung Mensch existiert und was sie in dieser Zeit hauptsächlich geschaffen hat, so steht das Negative weit stärker im Raum als die positiven Werte. Bis heute schlagen sich die Menschen gegenseitig tot. Führen Kriege mit Waffen, die mit großer Klugheit und technischem Können erdacht und mit Aufwand von Unsummen geldlicher Mittel gebaut werden. Zum Zwecke viele Menschen auf einmal umbringen zu können, und das in grausamster Weise. Das ist Kriegführen nach außen. Intern in kleineren Gruppen sieht das Vernichten des anderen anders aus. Da wird versucht, zum eigenem Nutzen Menschen den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Im großen wie im kleinen. Wenn Menschen sich erfreuen am Versagen des anderen, seinen Leiden, um in der Häme sich die Zeit und innere Langeweile zu vertreiben, dann trägt das den Namen „Mobbing“. Es ist die Bösartigkeit, die zur Nahrung dient. In der Häme über andere sich selbst erhöhen zu wollen, sein Selbstbewusstsein aufzupäppeln.

Oder die rigorosen Ausbeutungen wirtschaftlicher Art von Tier, Mensch und Erde aus Gewinn und Machtsucht. All das hat Zerstörung zur Folge und dezimiert eine fruchtbare Lebensqualität. Da ist keine Wärme mehr, keine Zärtlichkeit und kein Mitleid. Positive Empfindung ist erstart. Nur noch tiefste Hässlichkeit, ein Sumpf der Leben erstickt. An solchem Tun geht das Leben vorüber. Wie fruchtbar und warm ist dagegen die Erde.

Sie gibt ihre Fülle allen Lebewesen zur Nahrung.

Vertrauen zur Erde


Vertrauen zur Erde und Liebe zu den
Geschöpfen, ist eine Möglichkeit
Harmonie und Lebenskraft aufzubauen.

 

Eine andere Weise ist die Enge des Denkens und der Vorstellung. Gedacht wird im allgemeinen um den Kern des Ego herum. Das allein braucht nicht ungut zu sein. Aber es geht um den enggezogenen Raum des Alltäglichen. Da wird seltener von innen her gedacht, sondern das Denken richtet sich nach gesellschaftlichen Normen, Traditionen, Gewohnheiten, Geld und Standard. Es ist das Übliche, worin der einzelne Sicherheit sucht. Die Art und Weise, in bestimmten Normen des Alltäglichen zu leben, Traditionen zu übernehmen, Gesetze zu schaffen, die Sicherheit versprechen und Rahmenbedingungen festsetzen, um ein soziales Zusammenleben zu fördern, hatte wohl auch immer zur Folge, dass der einzelne Mensch sich unterordnen und einordnen musste.

Dass damit auch die Verantwortung an solche Festsetzungen delegiert wird, ist wohl nicht weiter beachtet worden. Oder man sieht so etwas auch als notwendige Folge an. Eigene Verantwortung zu übernehmen verlangt aber selbständiges Denken. Und beides bleibt dabei auf der Strecke. Dazu möchte ich darauf hinweisen, dass es mir in dieser Ausführung um Verantwortung ethischer Werte geht. Nicht um Verantwortung im beruflichen, sachlichen oder engeren familiären Bereich. Da ist es sicher in weitesten Bereichen üblich, sinnvoll zu handeln.
 

Wir haben sehr viel getan, um unseren Intellekt zu fördern. Unsere Gehirnfähigkeit zu erleben, ist eine tolle Sache und macht überlegen. Rationalität gibt „scheinbare“ Sicherheit. Es ist ein Ordnungssystem. Mit der sehr klugen Erfindung der Zahlen, hat unser Gehirn übersehbare räumliche Grenzen gesetzt. Eine solche klare Übersicht vermindert Ängste. Aber letztendlich wird damit eine Mauer geschaffen, die uns nicht mehr sehen lässt, dass wir in einer Unendlichkeit leben, die Raum und Zeit ausschließen. Doch solche Schutzmauern versperren uns vor der Möglichkeit, weit größere Dimensionen des Universums in uns entwickeln zu können, die lebendiges Wachstum ermöglichen.

Den reinen Intellekt kann man, wie es heute geschieht, isoliert als Maschine leben lassen. Besser könnte man gar nicht wahrnehmen, dass er ohne Seele funktionieren kann. Unsere heutige Welt orientiert sich in großen Teilen nur noch an dieser Funktionalität. Auf diese Weise wird der Mensch benutzt. Darum kann er auch überflüssig werden. Die Gefahr ist da, mit eiskaltem Kalkül sich der Natur und des Menschen für bestimmte Zwecke der Ausbeutung zu bedienen. Das kann verbrämt werden mit guten Absichten. Doch dahinter steht das Ziel: Macht und Geldgier. Allerdings sind das Ziele, die ganz allgemein anerkannt werden. Versprechen sie doch ein genussreiches, angenehmes Leben. Unter dem Motto „Geld bedeutet Macht“ ist weltweit die schlimmste aller Suchtbesessenheit ausgebrochen. Und für diese Sucht wird alles in den Wind geschossen, was jemals an Ethik, Moral oder Gewissen vorhanden war. Dass man so nicht leben kann - weil es gar kein wirkliches Leben ist, sondern ein unerträgliches Asyl, - erkennen die Menschen, die den Seelentod noch nicht gestorben sind. Die Möglichkeit des Intellekts, der schließlich ein Teil unseres Gehirns ist und somit von der Schöpfung gewollt wurde ist gewiss nichts Böses, sondern im Gegenteil etwas außerordentlich Sinnvolles. Ohne diese Möglichkeit wäre der Mensch gar nicht lebensfähig, ebenso wenig Pflanzen, Tiere und das ganze Weltall, böse kann nur die Isolierung, die Abspaltung werden.
 

Jede Abspaltung, jedes Asyl hat seine Gefahren. Jedoch die schlimmste Gefahr besteht durch die Abspaltung des Intellekts von der Seele. Die Seele rächt sich. Man kann auch sagen, die Seele schreit vor Schmerz. Sie zeigt dem Menschen, der sie verrät, all seine Bosheit, die er bei seinem Tun benutzt. Diese höllischen Bosheiten sind für jeden in der Realität sichtbar. Sie erzählen dem Menschen von der Hölle, die zu gestalten er fähig ist. Die Seele will das Himmelreich. Sie hat aber auch die Aufgabe, den Menschen über seine Möglichkeit aufzuklären, über Gut und Böse entscheiden zu lernen. Wie schwierig dieser Lernprozess ist, sehen wir daran, dass der Mensch, so weit wir seine Geschichte verfolgen können, es bis heute noch nicht geschafft hat, das Böse zu überwinden. Der Mensch hat keine andere Möglichkeit, als über diese Zwiespältigkeit zu einem wirklich selbständigen Wesen zu erwachsen. Vermutlich muss er Fehler machen, die Hölle durchgehen, um den Himmel erkennen zu können. Doch der Hölle, die der Mensch auf dieser Erde schafft, kann er selber nur entgehen, wenn er sie mit vollem Gefühl durchgehen muss, ohne sie zu verdrängen. Das heißt, er muss sie erst an Leib und Seele erleiden, um wirklich zu empfinden und zu wissen, was er tut. Und durch eigene Einsicht dem bösen Treiben entsagt und den Weg durch die Nacht seiner Seele freiwillig geht.
 

  Titelbild Törichte Jungfrauen

Was innen tot ist, ist außen Wüste.

Wenn wir uns vorstellen, wie winzig klein unsere Erde im All ist, wäre vermutlich dagegen ein Staubkorn noch ein Ungetüm. Wie winzig klein ist dann erst der Mensch darauf, wenn er sich nur als Wesen unserer Erde sieht. Jedoch wäre eine solche Sicht außerordentlich beschränkt. Denn die Schöpfung Erde ist ein kosmisches Phänomen. Wir sind zwar eine Winzigkeit im Kosmos, aber ich glaube, es gibt im All weder Zeit noch räumliche Größen. Beides sehe ich als ein immer währendes sich stets veränderndes Sein. Das winzigste Atom kann zur gewaltigen Größe wachsen, wenn innen wohnende Kräfte frei werden. Nicht die nach außen gerichteten Kräfte zur Erhaltung des Lebens sind wichtig – sie alle haben die Tendenz zur Erstarrung. Die in kosmische Weite und Tiefe gerichteten Gedanken aber haben Aussicht auf lebendiges Sein. Ich bin überzeugt, dass es über unseren Verstand hinaus Möglichkeiten von großartigster Art gibt, die mit der Enge unseres Denkens nicht fassbar sind. Wir könnten uns aber sehr wohl vorstellen, dass der Mensch, wie er sich darstellt, gewiss nicht die letzte Evolution der Schöpfung auf der Erde ist. So, wie er sich heute gibt, birgt sie alle Voraussetzungen zur Zerstörung dieser Welt.
 

Titelbild Kluge Jungfrauen


Das Hineinschauen in die eigene Seele.
Auf der Suche nach der göttlichen Kraft
in sich.

 

Tiefe des Denkens und der Sichtweisen ist aber über den reinen Intellekt nicht möglich. Es gehört die Kultivierung des Gefühls dazu. Ohne eine solche Sensibilisierung können wir nicht den Geist der Schöpfung wahrnehmen. Auch können wir uns im seelisch-geistigen Bereich nicht entwickeln. Eine solche Aufgabe steht vor der Menschheit. Es wäre ein gewaltiger Entwicklungsschritt aus dem Käfig unserer heutigen Sichtweise. Abhilfe bringt nur ein Bewusstseinsprozess, der über entwickelte Gefühle und Visionen läuft. Mit dem Wissen, dass wir Menschen eigentlich ohne Wissen sind, aber im Kosmischen der Schöpfung ein ungeheurer Fundus vorhanden ist. Dem, wenn wir mit diesem in Kontakt kommen, sich Welten öffnen mit Möglichkeiten, die wir „Heutigen” uns gar nicht vorstellen können. Bewusstwerdung ist etwas sehr Geheimnisvolles. Es bedeutet, dass über „Spannung” eine sichtbare Form entsteht. Es ist ein Schöpfungsakt aus göttlichem Geist. Diesem gewaltigen Akt können wir Menschen uns nur mühsam anschließen. Doch scheint eine Weiterentwicklung nur so möglich zu sein.

Sicher ist, dass der Mensch aufgerufen wird, in Eigenverantwortung zu dieser Substanz der Schöpfung hin sich selbst zu gestalten. Und nicht ständig Gott dafür verantwortlich zu machen, dass er den Menschen so misslich geschaffen hat und ihn kläglich allein damit lässt. Gott will ganz offensichtlich keine Sklaven, sondern Menschen, die den Mut haben, das Potential, welches ihnen zur Verfügung steht, sinnvoll zu nutzen. Es muss sich der Mensch als freies Wesen anscheinend selber entfalten und Facetten bilden, wie sie in Edelsteine gefräst werden, um das göttliche Licht spiegeln zu lassen. Vielleicht will Gott den Menschen so lange sich selber gebären lassen, bis er fähig wird, Gott in sich zu gebären und so in seiner Liebe und seinem Licht zu wachsen, in vollem Bewusstsein als Geschöpf Gottes.
 

Allgemein bilden Grenzen wie Normen, Überlieferungen und Gewohnheiten den Rahmen zur gesicherten Lebensgestaltung. Wir Menschen brauchen auch Grenzen, um nicht dem Chaos zu verfallen. Die Frage stellt sich, welche Grenzen engen uns ein bis zur tödlichen Erstarrung und gibt es Grenzen, die in einen schöpferischen Raum hineinwachsen lassen? Veränderung und Loslösung aus erstarrten und vergreisten Haltungen und Sichtweisen sind Zauberformeln, die tiefer in das Wesen des Alls eindringen. Menschen setzen sich selber Grenzen zur Absicherung. Und das ist auch gut so, wenn damit Wege, die zum Ziel führen sollen, abgesteckt werden. Doch ist es möglich, dass Grenzen, aus welchen Gründen auch immer, so einengen, dass sie zum Gefängnis werden?

  Flucht vor den Ängsten


Die Flucht vor den Ängsten

Mann im Käfig


Die erziehende Hand der Mutter lässt ihn nicht nach den versunkenen Gefühlen suchen, denn verdrängte Gefühle können sehr häßlich sein.

 

Damit sind wohl die Ängste vor der Freiheit gebannt, doch wird auch jede Entwicklung zu weiteren Horizonten erstickt. In uns gibt es viele Fallstricke, die einen solchen Weg verhindern. Diese müssen erkannt werden. Sie sind die Gewordenheiten, die Gestalt, die wir uns im Laufe des Lebens angeeignet haben. Ich bezeichne sie auch als Schutzhüllen und Asyle, hinter denen sich der eigentliche Mensch versteckt. Er tut dies, um das Gefühl der Geborgenheit nicht ganz zu verlieren. Aber auch, um in einer engen, fest gefügten Form ohne Bewusstsein seiner Existenzängste, Bedürfnisse leben zu können, die ihm lebenswert erscheinen. Das Gefühl für kosmische Weite, die in uns verankert ist und erst die eigentliche Lebensform beinhaltet, wird verdrängt. Verleugnen wir auf Dauer die Entwicklung zum kosmischen Sein hin, werden die Schatten der Verdrängung unsere Erde zur totalen Zerstörung bringen. Ergreifen wir jedoch die gewaltige Chance, die vor uns liegt, hätten wir auch die Kraft, den Himmel auf der Erde erwachen zu lassen. Es ist wichtig Ängste anzuschauen um sie im besten Falle auflösen zu können. Sie können uns auch sagen, welcher Weg wichtig ist, um eine innere Geborgenheit zu finden.

Über dieses Thema habe ich zwei Bücher geschrieben:

 

Jola Rappl

„Die klugen und die
 törichten Jungfrauen”

Der Versuch, Wege in eine
erweiterte Bewusstseins-
ebene aufzuzeigen.

R.G. FISCHERVERLAG
Frankfurt/Main 2001

In diesem Buch habe ich zu
den verschiedenen Themen
Bilder gemalt, um die Hinter-
gründe zu verdeutlichen.

  Die klugen und die törichten Jungfrauen
 
 

Jola Rappl

„Walze contra
 Himmelreich”

Wann beginnt die
Evolution des Menschen?

FOQUE VERLAG
Dr. Hänsel-Hohenhausen Frankfurt/Main 1998

Das Buch ist über den Ver-
lag nicht mehr zu bekom-
men. Kann aber bei mir per
 Email bestellt werden. ( 9 € )

  Walze contra Himmelreich

Mein Wunsch ist, Menschen zu finden, die auf verschiedenen Ebenen an einer positiven Weltveränderung interessiert sind und an diesem Vorhaben mit arbeiten möchten. Im Alleingang ist es wohl kaum möglich. Ich selber würde mich gerne an einer Mitarbeit an der Erziehung von Kindern engagieren.

Erziehung zum Aufbau einer sensiblen und einfühlsamen Gefühlswelt,
die es ermöglicht, alle Geschöpfe dieser Welt zu achten und leben zu lassen.

Erwachsene leben gewöhnlich in eingeschliffenen Verhaltensformen, die fast mechanisch ausgelebt werden. Was immer schon war und funktioniert hat, gibt Geborgenheit, ohne Wissen, dass sie nur eine Scheingeborgenheit darstellt.
Die Heimat im Übergeordnetem wird selten gefunden. Der Alltag ist die Erde, und da sucht man Sicherheit in materieller Form. Was aber niemals zu einer wirklichen Geborgenheit finden lässt, denn ständig steht die Angst auslösende Unsicherheit daneben.
Leben aus innerer Kraft, gepaart mit Vertrauen, kann die Hoffnung aufleben lassen, die Schwere des Alltags zu meistern.

Ein Kind, das zur Welt kommt, hat alle Möglichkeiten in sich. Es hat Kräfte, die aus der Schöpfung stammen, daneben die Gene der Familie. Wie dieser Zusammenstoß mit der vorgeformten Welt, in der es aufwächst, sich auswirkt, hängt vom Geist oder Ungeist seines Umfeldes ab. Da besteht die Möglichkeit, die innere Substanz des Kindes zu bremsen, oder zu entwickeln. Einem Kind sinn- und kraftvolle Erziehung zu geben, ist für jeden erwachsenen Menschen, der ja auch vorgeformt wurde, eine äußerst schwierige Aufgabe. Es hängt von der seelisch-geistigen Entwicklung der Erziehenden ab, wie sich der Aufbau im Gehirn des Kindes darstellt.
 

Das Kind nimmt die Vorstellungen und den Geist seines Umfeldes auf. Es ist wie bei einem Computer, der mit Chips gespeichert wird. Man kann auch sagen: Kinder werden nicht als Täter - welcher Formung auch immer - geboren, sie werden gemacht, ob im Guten oder im Schlechten. Da steht die Frage im Raum, ist aus der breiten Masse heraus eine positive Förderung des Kindes möglich? Wir hören fast täglich, wie Jugendliche ihren Frust auf gemeinste Weise an anderen auslassen. Ich finde, dass man nicht allein diese Jugendlichen anklagen sollte, sondern auch die Eltern und sonstige verantwortliche Erwachsene. Denn sie tragen Verantwortung für eine solche Prägung. Natürlich kann man sagen, die betreffenden Erwachsenen sind auch nicht viel besser aufgewachsen. Das ist ein Kreuz, dass solch eine Haltung immer wieder weitergegeben wird.

Wichtig ist, zu wissen, was eine sinnvolle Erziehung beinhalten sollte. Die Zukunft sehe ich erst einmal in der Entwicklung einer positiven Gefühlswelt. Bisher wurde viel Wert darauf gelegt, den Intellekt zu fördern. Die Gefühlswelt jedoch mehr an den Rand verwiesen. Durchsetzungsvermögen, Cleverness sind gefragt. Der Sieger ist der Held. Das Seltsame ist, dass wir immer noch nach dem Muster der Tierwelt handeln. Der Stärkste ist der Bewunderte, die Anderen die Unterlegenen. Der stetige Wettkampf führt zur Verachtung des Anderen, aus Angst selber nicht genügen zu können. Das ist ein ewiger Krieg, Macht über den anderen ausüben zu können. Sensible Einfühlung macht es möglich, hinter die sichtbaren Dinge zu schauen, Hintergründe einer Verhaltensweise zuerkennen und zu entschlüsseln. So findet sich auch Verständnis und Wissen.
 

  Die Macht der Erwachsenen


Die Macht der Erwachsenen

Wir leben in einer Welt voller Widersprüche und Gegensätzlichkeiten, eine Spannung, die wir brauchen, um Erkenntnisse zu erlangen. Wir können das Licht nicht erkennen, wenn es das Dunkel nicht gäbe, die Wärme nicht ohne die Kälte usw. Einfühlsamkeit hat noch eine andere Dimension. Sie ist fähig, die Schranken unserer Weltwirklichkeit zu durchbrechen und in eine übergeordnete Wirklichkeit einzutauchen, die ganz andere Dimensionen kosmischer Art lebendig werden lässt in uns.

Das Denken in unserer Welt ist weitgehend an der Oberfläche erstarrt. Wir brauchen neue Dimensionen, um das Leben auf dieser Erde unter göttlichem Erwachen im Menschen selber zur fruchtbaren Erneuerung zu führen. Der Mensch ist verantwortlich, unsere Welt zu gestalten und auch dafür, wie weit oder wie tief er das Göttliche in sich verwirklichen lässt. Möglich ist das allen Menschen, denn wir sind bis in die letzte Pore aus Gott geschaffen. Wir müssen ihn nur in uns zulassen können, und nicht im Egotrip selbst Götter sein wollen.

Zur wichtigen Entwicklung des Kindes gehört auch diese Dimension, die es mit auf die Welt bringt. Es ist die Kraft, die es werden lässt. Diese Dimension muss dem Kind erhalten bleiben. Nach meiner Erfahrung erreicht man dies über Hinführung zu Pflanzen, Tieren, Erde, zur Schönheit der Natur. Blumen kann man zart streicheln, küssen, riechen und die Farben bewundernd einatmen. Auch Tiere lösen Zärtlichkeit und Bewunderung aus, wenn sie als Geschwister betrachtet werden. Sonnenlicht, Himmelsfärbung, Regen, Wind, Wasser und Erde lassen die Zärtlichkeit Gottes in der Seele und am Körper fühlen. Zu all dem können Kinder schon ab dem Krabbelalter hingeführt werden.
 

Elterliche Nachtmahre


Die elterlichen Nachtmahre

 

Gäbe es nur sensible, liebevolle Eltern, die verantwortungsvoll und klug ihre geborenen Geschöpfe erziehen können, sähe unsere Welt anders aus. Die Wirklichkeit ist anders. Eltern haben gewöhnlich bestimmte Vorstellungen und stellen Ansprüche an die Zukunft ihrer Kinder. Natürlich können diese auch richtig und zum Vorteil des Kindes sein. Manchmal sind es Ziele, die nicht eigentlich zum Wesen des Kindes passen. Das kann zur Lebenslüge werden. Oder es sind Ziele, die Eltern nicht vermocht haben, selber zu erreichen. Ein Ansinnen, das ein Kind wohl kaum ohne Schaden verwirklichen kann. Auch werden sie benutzt zur Kinderarbeit, als Arbeitskraft oder auf dem Kinderstrich. Letzteres auch in Europa. Dass Kinder zu Soldaten gemacht werden, wissen wir auch.

Auch gibt es Eltern, die ihre Machtsucht und Brutalität an ihren Kindern ausleben. Das sind Menschen, die ihre Schattenseiten auf das unschuldige Kind übertragen, weil sie nicht die Fähigkeit besitzen, sich selbstkritisch zu betrachten. Und so werden Kinder, wenn sie es überleben, auch zu Tätern. All das geschieht von Generation zu Generation.
 

Durchbrechen könnte dies ein sensibel aufgebautes Schulsystem. Schule und Kindergarten müssten ein Gegengewicht bilden. Das bisherige Schulsystem unterstützt ja geradezu ein solches Fehlverhalten. Sicher ist das bereits erkannt worden und es gibt sinnvolle Ansätze. Doch Eltern und auch der Staat haben eigene Interessen. Alle Kinder sind neugierig. Sie wollen wissen und auch etwas können, auch wollen sie ihre eigenen Möglichkeiten entfalten. Sicher muss Wissen, das bereits vorhanden ist, übermittelt werden. Aber eigenständiges Erkennen und Erarbeiten gibt mehr Selbstvertrauen und Freude an der Sache als ständig zugestopft zu werden mit fremdem Wissen. So werden doch Menschen erzogen, die sich denken lassen.

Die Notenskala führt hin zum Konkurrenzkampf zwischen Sieger und Verlierer. Das zerstört soziales Verhalten. Es gibt nur das Ziel, sich eine möglichst gute Arbeitsposition für die Zukunft zu verschaffen. Genau damit entstehen starke Ängste, die hemmend für eine gute Entwicklung sind. Und in der Konkurrenz Hass erzeugt. Ziel der Schulen kann nicht mehr die Angst vor dem Versagen sein. Ängste lähmen und zerstören nur. Sie lassen die Lust, zu lernen, erstarren. Das führt auch zum Drogenkonsum, zu Hass und Zerstörung. Von keinem Menschen kann erwartet werden, dass er die Ansprüche, die ihm von außen aufgedrückt werden, perfekt verwirklichen kann. Jeder Mensch hat seine eigene Möglichkeit zu leben. Potentiale besitzt jeder. Und jeder benötigt seine ganz eigene innere Entwicklung, die sich deutlich unterscheidet von den unendlich vielen Schritten menschlicher Integration in diese Welt. Die Vielfältigkeit muss beachtet werden.

Freude an der Arbeit, eigene Kreativität, gemeinsames Erarbeiten und fruchtbares, soziales Empfinden sollten Priorität haben. Ich denke, wenn Jugendliche die Möglichkeit erhalten, Zwiespältigkeit zu erkennen, durch liebevolle Hilfe sich innerlich bewusst entwickeln lernen, in selbständigem Wollen, Wissen erarbeiten können, ein Selbstbewusstsein aufbauen, das sie innere Stärke und Geborgenheit finden lässt.

So, denke ich, ließe sich von Generation zu Generation unsere Welt heilen.

 

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Text und Bilder von Jola Rappl