Sich selbst aus dem Stimmungstief herauszuholen ist bei schweren Depressionen meist unmöglich. Für Betroffene ist es aber notwendig, ihrer Umwelt zu signalisieren, dass sie alleine nicht mehr zurechtkommen und Hilfe benötigen. Dies ist umso wichtiger, als den meisten Menschen mit Depressionen gut geholfen werden könnte. Es ist unnötig, über viele Wochen oder Monate vor sich hin zu leiden. Bei lang anhaltenden Verstimmungen sollte man sich daher an einen Ernährungsmediziner wenden, der über die Biosynthese und die Vorgänge in den Synapsen der Hirnzellen ausgebildet wurde. Ernährungsmediziner sind in Deutschland noch eine Rarität, daher ist es mit Mühen verbunden, einen wirklichen Spezialisten zu finden. Deshalb werden noch immer zweifelhafte Therapiemethoden angewendet. Bei den Depressionen geht man von dem Ansatz aus: "Viele Ursachen - viele Therapien!"
2.4.1 Durch Schlafentzug wird bei vielen Menschen mit depressiven Störungen eingegriffen: Etwa zwei Drittel der Betroffenen verspürt nach einer durchwachten Nacht am nächsten Morgen eine Besserung. Allerdings hält die stimmungsaufhellende Wirkung in aller Regel nicht länger als einen Tag an. Warum Schlaflosigkeit die Stimmung hebt, ist bei Medizinern nicht geklärt. Eine wichtige Rolle scheint das Ausbleiben des sogenannten REM-Schlafes zu spielen, meinen sie. Diese relativ leichte Schlafphase tritt vorwiegend in den frühen Morgenstunden auf und ist durch schnelle Augenbewegungen (englisch: Rapid Eye Movements, kurz REM) sowie lebhafte Träume gekennzeichnet. In dieser Zeit verändert sich auch die Freisetzung von Botenstoffen im Gehirn: Serotonin, bei Depressiven ohnehin nur in geringer Menge vorhanden, wird abgebaut. Wird der REM-Schlaf aber verhindert, kann Serotonin nicht abgebaut werden - am nächsten Morgen bleibt das Stimmungstief aus. Soweit der heutige Stand (der Medizin) dieser Therapieform.
Nur in Abhängigkeit vom Hell-Dunkel-Rhythmus (im Schlaf) erzeugt der Organismus das neurosekretor. Hormon Melatonin (Jugendhormon). In der Biosynthese des Melatonins ist Serotonin Vorstufe. Wird dem Depressiven der nächtliche Schlaf entzogen, findet die Biosynthese des Melatonins nicht statt, also auch kein Serotoninverbrauch, was die (vorübergehende) Stimmungsaufhellung erklärt. Die Kausalkette des Melatonins in der Biosynthese ist folgende: Pyridoxin - Tryptophan - Serotonin - Melatonin. Pyridoxin (Vitamin B6) und Tryptophan (Aminosäure) sind essentiell, das heißt, wir müssen beide mit der Nahrung essen. Melatonin wird bei chronischen Schlafstörungen oder bei Jet lag medizinisch verwendet, hat aber unerwünschte Nebenwirkungen, wie Bauchkrämpfe, Müdigkeit oder depressive Verstimmung.
2.4.2 Lichttherapie: Dass Licht eine stimmungsaufhellende Wirkung haben kann, kennen viele Menschen aus eigener Erfahrung. Bei einer bestimmten Form der Depression - der saisonal abhängigen Depression oder Winterdepression - kann helles weißes Licht tatsächlich dazu beitragen, die trübe Stimmung zu vertreiben: Es wird vom Auge aufgenommen und reguliert den biologischen Schlaf-Wach-Rhythmus, der bei Patienten mit dieser speziellen Depressionsform gestört ist. Den Betroffenen wird empfohlen, sich täglich über einige Tage bis zu einer Woche für jeweils 45 Minuten vor Speziallampen zu setzen, die helles Licht bis 10000 Lux abgeben und somit helles Tageslicht simulieren. Das Licht, lautet eine gängige Theorie, stimuliert über die Netzhaut und den Sehnerv Prozesse im Gehirn, etwa die Freisetzung von Serotonin, das bei Menschen mit saisonaler Depression in zu geringer Menge ausgeschüttet wird. Soweit die gängigen medizinischen Theorien.
2.4.3 Der Elektroschock: Die Elektroschockbehandlung (EKT) wurde erstmals im Jahr 1938 von einem italienischen Psychiater eingesetzt.
Bis zur Entwicklung chemischer (antidepressiver) Medikamente hat sie sich als die "wirksamste Methode" zur Behandlung schwerer Depressionen
erwiesen. Nach wie vor gilt sie Psychiatern als unverzichtbar, um lebensbedrohliche und schwere Depressionen zu behandeln, die auf kein
Medikament und keine andere Behandlungsmöglichkeit ansprechen. Nach den vorliegenden "wissenschaftlichen Ergebnissen" ist sie die derzeit
erfolgreichste Therapie für schwere typische Depressionen, meinen Psychiater.
Die EKT ist eine Behandlung mit elektrischem Strom: Das Gehirn des Patienten wird einem Stromstoß von 70 bis 120 Watt ausgesetzt. Es folgt
ein Krampfanfall, der die depressiven Symptome in etwa 90 Prozent der Fälle lindert. Die Behandlung erfolgt unter Vollnarkose, außerdem
erhält der Patient Medikamente, welche die Muskeln entspannen. Eine EKT wird in Deutschland nur von spezialisierten Zentren und in den
meisten psychiatrischen Universitätskliniken angeboten. Normalerweise besteht die EKT aus einer Serie von sechs bis zwölf Behandlungen im
Abstand von zwei bis drei Tagen.
Der Wirkmechanismus der EKT ist den Psychiatern unbekannt. Bislang ist bekannt, dass sie die Hindurchblutung, die bei einer schweren (chronischen) Depression vermindert sein kann, verstärkt, was möglicherweise antidepressiv wirkt. Vermutet wird auch, dass körpereigene Eiweiße, so genannte Neuropeptide, im Gehirn verstärkt freigesetzt werden. Diesen Neuropeptiden wird ein beruhigender Effekt zugeschrieben. Auch einige Neurotransmitter werden verstärkt ausgeschüttet. Außerdem erhöht sich die Rezeptordichte für Neurotransmitter, die an der Depression beteiligt sind. Das Zusammenspiel dieser Wirkweisen scheint für den antidepressiven Effekt der EKT verantwortlich zu sein, meinen Psychiater.
Soweit der Stand der "medizinischen Wissenschaft".
2.4.4 Depressionen sind eine Stoffwechselstörung, bei der der Neurotransmitter Serotonin aus dem Ruder gelaufen ist. Nur eine gesunde Ernährung, die reich an essentiellen Stoffen (Vitamin-B-Komplex und Tryptophan) ist, kann einen Ausgleich schaffen. Diese Tatsachen wollen bestimmte Kreise nicht zur Kenntnis nehmen, weil an den Stoffen (keine Patente) nichts zu verdienen ist. In der deutschen Medizin spielt gesunde Ernährung noch immer eine untergeordnete Rolle.
Menschenrechtler lehnen den Elektroschock (als Folter) ab. Ein Stromstoß mit der Stärke von 100 Watt, kann eine Glühbirne hell erstrahlen lassen. Die Quälerei ist nur unter Narkose erträglich. Es ist, als wenn ein Blitz in einen Computer einschlägt: Die elektrischen Elemente und Schaltkreise werden zerstört! Ähnlich wirken sich Stromstöße auf die Neuronen (Hirnzellen) aus. Die (natürlichen) elektrischen Impulse (Axonreflex), die durch die Dendriten (zellleibnah verzweigter Fortsatz) laufen und die Hirnzellen miteinander verbinden, werden elektrisch überlagert. Wieviele Synapsen (Verbindungstellen der Neuronen) dadurch im Gehirn zerstört werden, hat noch keiner gezählt.
Sind Elektroschocks wissenschaftlich? Wenn es auch keine einheitliche Wissenschaftsmethode gibt, so gibt es doch Kriterien, die eine wissenschaftliche Theorie auszeichnen. Man kann - darin dem Wissenschaftstheoretiker Karl Popper folgend - eine Minimalvoraussetzung für Wissenschaftlichkeit angeben: Eine wissenschaftliche Theorie muß falsifizierbar sein. (Ein Stein, der nach oben fällt, und die Gravitationstheorie ist widerlegt oder zumindest doch sehr stark ergänzungsbedürftig...). Ein weiterer Grundsatz lautet: zuerst die Beobachtung - dann die Interpretation, das Aufstellen von Regel, das Ableiten von Gesetzen. Jede Theorie und jedes Naturgesetz ist ein Modell der Wirklichkeit, nicht die Wirklichkeit selbst, und im Prinzip stets nur vorläufig (das vergessen auch Wissenschaftler immer wieder gerne). Darüber hinaus gibt es einige Kriterien, die wissenschaftliche Aussagen erfüllen sollten. (Martin Marheinecke)
Bruno Rupkalwis
Internet: www.hirndefekte.de