DAGMAR VON THOMAS

 21.06.1932-08.12.2020.

Staatsschauspielerin am ehemaligen Schillertheater Berlin.

 April 2018

Frau von Thomas ist in der Nacht vom 08. zum 09. Dezember sanft entschlafen. Im Oktober hatte sie einen Oberschenkelhalsbruch erlitten, kam in ein Krankenhaus.
Die Beisetzung fand am 18. Februar 2021 auf dem Friedhof in der Stubbenrauchstraße 34-45, 12161 Berlin, statt.

Unser herzlichster Dank gilt Frau F., die ihr in den letzten Jahren treu zur Seite war!

Tondokument vom Mai 2016, Frau von Thomas spricht ihr Gedicht „Wenn ich gestorben bin“:



 


Wenn ich gestorben bin,
wird es zu spät sein -
für alles.
Ohne gefragt zu werden,
möchte ich lächeln.
Ich möchte jemandem begegnen -
als wär’s das Normalste
auf der Welt, und gefragt
möchte ich werden -
irgend etwas - von mir aus -
nach dem Namen meiner
Krankenkasse - oder wie hoch
meine Miete ist - kalt
und wie hoch - warm.
Und vielleicht auch über etwas
anderes reden und ich
möchte jemandem in die Augen
sehen und dabei an ihn denken
und ich möchte so gern fühlen,
wie ein Mensch eben einen
anderen fühlen kann
und ich möchte das Zittern
spüren und erstaunen
möchte ich,
über die Einmaligkeit
dieser Begegnung.
Wenn ich nämlich gestorben bin,
ist es zu spät,
so gehe ich jetzt ans Fenster -
öffne es und sage:
ich liebe Dich -
zu niemandem.

Dagmar von Thomas


Im Schauspielerportrait des Berliner Renaissance-Theaters (2016) fanden sich bis vor kurzem (2021) diese Auszüge:

Ihr Debüt gab Dagmar von Thomas, ausgebildet am Max Reinhardt-Seminar in Wien, 1958 in Linz an der Donau als Eboli in Schillers „Don Carlos“. Es folgten Engagements in Baden-Baden, am Staatstheater Kassel und den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel, bis sie 1965 von Boleslaw Barlog an die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin engagiert und 1970 mit dem Ehrentitel Staatsschauspielerin für hervorragende Leistungen ausgezeichnet wurde. Bis zum bitteren Ende im Jahre 1993 gehörte sie unter den Intendanzen von Hans Lietzau, Boy Gobert, Heribert Sasse sowie unter dem letzten Leitungsquartett des Schillertheaters - Kirchner/Lang/Sturm/Clauß - zum Kern dieses einzigartigen Ensembles. 1993 spielte sie im Theater des Westens unter Helmut Baumanns Regie in der „Ufa-Revue“, 1994 ging sie für 90 Vorstellungen in der Rolle von Racines „Phädra“ auf Tournee und spielte in der umjubelten „Ringelnatz-Revue“ in der Tribüne. 1995 war sie in der Rolle der Königin Margarethe in Shakespeares „Richard III.“ auf der Bühne des Schlosspark Theaters zu sehen. In der Spielzeit 1999/2000 spielte sie am Renaissance-Theater Berlin an der Seite von Judy Winter und Jörg Holm in Fred Berndts Inszenierung von David Hares „Amys Welt“. 2003 feierte sie die Presse als Coco Chanel in Pierre Badans Inszenierung und Stück „Chanel No. Sex“, das im Kleinen Theater am Südwestkorso für Furore sorgte. Dagmar von Thomas gelang es hier, die Grand Dame der französischen Modewelt für die Bühne wieder lebendig werden zu lassen. Einen weiteren Erfolg feierte sie im Bremer Musicaltheater am Richtweg in Helmut Baumanns Inszenierung von Alan Jay Lerners und Frederick Loewes Musicalhit „My Fair Lady“ in der Rolle der Mrs. Higgins, die sie in dieser Produktion über 150 Mal spielte. Im September 2007 feierte sie im Renaissance-Theater an der Seite von Thomas Schendel mit dem Christian-Morgenstern-Abend „Der Nachtschelm und das Siebenschwein“ Premiere. In zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen, Hörspielen und Hörbüchern wirkte Dagmar von Thomas mit. Genannt seien hier „Das Spinnennetz“ (Regie: Bernhard Wicki), der zweiteilige ZDF-Fernsehfilm „Anastasia“ (Regie: R. A. Stemmle) und die achtteilige „Lord Peter“-Hörbuchserie von Dorothy L. Sayers, die 2002 herauskam.

Vgl. dazu Auszüge aus ihrer ‚Filmography‘: http://www.imdb.com/name/nm0903108/.

Im Archiv der Darstellenden Kunst der Akademie der Künste werden von ihr aufbewahrt:

Archiv und Sammlung, 6,9 lfm:
Materialien aus ihrer Tätigkeit als Schauspielerin (1948-2002), vorrangig am Schiller-Theater Berlin: Rollenbücher und Strichfassungen, Rollen- und Szenenfotos, Programmhefte, Kritiken u.a. zu „Madame de Sade“ von Yukio Mishima, Rolle: Gräfin de Saint-Fond, Berlin 1986, „My fair Lady“ von Frederick Loewe, Rolle: Mrs. Higgins, Bremen 2002; Texte und Unterlagen zu Lesungen, Hörspiel und Filmarbeit. Korrespondenz in Einzelstücken, u. a. mit Robert Neumann. Biografische Unterlagen: Verträge, Urkunden, Tagebücher 1979-2004, Taschenkalender, Porträt-, Privat- und Familienfotos, Fotoalben mit Privatfotos; Sammlung: Sendemanuskripte von Dieter Hildebrandt; Pressesammlung zum Schiller-Theater, einschl. Schließung.

Vgl. dazu: http://www.adk.de/de/archiv/archivbestand/darstellende-kunst/index.htm?hg=darstell&we_objectID=25774.

Gemalt von Frau von Thomas, heute in meinem Besitz:









Wegen der verwendeten Ölfarbe war es schwieriger, ein gutes Photo zu erstellen – ich habe den elektronischen Werkzeugkasten bemühen müssen; in Wirklichkeit sind die Farben insgesamt weniger ‚knallig‘, doch treten die gelben Blüten gut aus dem Hintergrund hervor, der recht einheitlich dunkel gehalten ist. Im Original steht die Kerze besser im Zentrum, ihre Ausformung ist dort sichtbarer, weil mit der Kontrastverstärkung die Feinheiten reduziert wurden… Das Bild ist 40 x 50 cm groß.

Zwischen März und Mai 2018 fanden drei Gesprächssitzungen zwischen ihr und mir statt – die wir hier, mit Erlaubnis von Frau von Thomas (vgl. das Gespräch vom 23.03.2018), veröffentlichen dürfen. Allerdings möchten wir den Zugriff darauf jeweils nur kurzzeitig und auf Anfrage freigeben.


Gespräch am 05.03.2018:




Gespräch am 23.03.2018:




Gespräch am 08.05.2018:





Die Mutter von Frau von Thomas;
vgl. dazu das Gespräch vom 05.03.2018 und vom 23.03.2018.



Die Schwester von Frau von Thomas: Solveig Thomas (1928-2017); vgl. dazu das Gespräch vom 05.03.2018, 23.03.2018 und 08.05.2018.

Am 22.12.2023, im 72. Lebensjahr, stirbt Frau von Thomas’ Tochter, Solveig Hübner. Sie lebte in Wien und Pernitz/Österreich.  

Das ‚von‘ Thomas – ist Teil ihres Künstlernamens, der sich früh etabliert hatte; amtlich korrekt lautete ihr Name ‚Dagmar Enit Gabriele Thomas‘.

…ja, einmal ist es an der Zeit… Wenn ich Selvarajan Yesudian und auch Elisabeth Haich in mir herstelle, so ist Dagmar sehr dabei. Und das wird sie immer bleiben. [Hier das Übungsmanuskript aus den 80er Jahren, nach dem Frau von Thomas in Ponte Tresa unter Anleitung ihrer beiden spirituellen Lehrer Hatha-Yoga praktizierte.] Es hat mich nun doch überrascht... Gerade am Samstag sah ich eine Komödie auf 3sat, dort spielte jemand eine verrückte ,alte-junggebliebene‘ schräge Schwiegermutter, und da war sie mir so nah – Dagmars ‚Charakter-Typus‘ – Sie! Ich bin berührt, betroffen. Diese 3 Gespräche – einmalige Einblicke, auch in Eure Vergangenheit, geistig/künstlerisch, humorig, vertraut, ‚man weiß, wovon der andere spricht‘. Herrlich, die Kurzkommentare über ihre 3 Männer… Es gibt da einen Haker im Verständnis im Gespräch vom 08.05.2018, ab Min. 07:23, die Seele nach dem Tod, in der Kürze und auch etwas im Überforderungsmoment der komplexen Frage. Und: ‚nur Worte‘… Ich glaube, sie meint das gleiche wie Du. Nun ist sie ‚dort‘, wir wissen es nicht und erfahren es... Dieser stille Moment, um Min. 10 herum (08.05.2020), was ist die Seele dann?, Dagmar: „Die Seele ist undefinierbar“ --- dann, ...daraufhin tickte die Zimmeruhr lauter als sonst hörbar… --- in Stille gefüllte unendliche Pause…
Susanne.










Das Geburtshaus von Frau von Thomas;
vgl. dazu das Gespräch vom 05.03.2018 und vom 23.03.2018.















Dagmar, 1938.









"Faust II" am Schillertheater, 1966, Fr. v. Thomas als "Galathe", rechts;
vgl. dazu das Gespräch vom 05.03.2018, wie auch hier: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46407139.html und hier.









2003 spielt Fr. v. Thomas im Kleinen Theater am Südwestkorso ‚Coco Chanel‘.